Dankeschön

Wenn wir uns 2024 für das Thema »Aufbrüche« entschieden haben, schwingen darin natürlich viele Aspekte mit - aktuelle und historische, künstlerische und persönliche, musikalische und politische. Dvoráks Symphonie »Aus der Neuen Welt« ist zweifellos Ergebnis eines Aufbruchs, auch die »Petite Messe« von Rossini, und in gewisser Weise sogar Bachs h-moll-Messe, denn mit ihr versuchte sich Bach - durch Erlangung des Titels »Hofcompositeur« - von den kirchlichen Zwängen zu befreien.
Wann wird es Zeit, aufzubrechen?
Wann ist eine Epoche so aufgezehrt, dass etwas Neues her muss? Wann braucht ein Komponistenleben eine ganz andere Richtung? Und wie gelingt es, einen Aufbruch so zu integrieren, dass nicht alles bis dahin Geschaffene verleugnet oder zerstört wird? In der Musikgeschichte gibt es sanfte Umschwünge wie zum Beispiel das Hinübergleiten vom galanten Zeitalter in die Wiener Klassik, aber auch harsche Umbrüche, z. B. zwischen der Spätromantik und der Zwölftonmusik zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Auch persönlicher oder gesellschaftlicher Wandel beeinflussten und evozierten viele Kompositionen. Wie würde das Kirchenlied ohne die Reformation aussehen? Was wäre aus Mozart geworden, wäre er in Salzburg geblieben und nicht durch den berühmten Fußtritt des Fürstbischofs zum Wechsel nach Wien genötigt worden? Hätte Bach auch dann 250 Kantaten komponiert, wenn sein weltlicher Brotherr nicht eine Frau geheiratet hätte, die Musik verabscheute und jeden Taler dafür als Verschwendung empfand? Vielleicht gäbe es heute die Brandenburgischen Konzerte 7-12, aber kein Weihnachts-Oratorium, vielleicht eine Bach-Oper, aber keine »Matthäus-Passion«. Georg Friedrich Händel, bei dem es sich in gewisser Weise anders herum verhält, nutzte den Aufbruch nach England für eine angepasste Erweiterung seines Œuvres und schuf dort unvergängliche Werke, die in Hamburg womöglich nie entstanden wären. Ganz zu schweigen von politisch erzwungenen Umbrüchen wie bei Rachmaninow, der vor der Revolution in den Westen floh und seine russische Heimat danach niemals wiedersah.
Und die Bachtage? Sicher atmet das Festival seit seinen Anfängen im Jahr 1985 so etwas wie Kontinuität - andererseits haben auch wir versucht, immer wieder Neues zu erschließen, Musik mit vielen unterschiedlichen Themenschwerpunkten zum Klingen zu bringen, Hörgewohnheiten zu hinterfragen und Horizonte zu erweitern.
Ihre Beständigkeit verdanken die Bachtage unter anderem der finanziellen Unterstützung vieler Ulmer und Neu-Ulmer Firmen und Privatpersonen. Annoncen in diesem Programmheft leisten einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Konzertreihe.
Für die ideelle und materielle Unterstützung danken wir der Stadt Ulm und dem Regierungspräsidium Tübingen.
Ebenso sagen wir den Katholischen Kirchengemeinden in Donaustetten, von St. Michael, Heilig Geist und St. Maria Suso in Ulm, von St. Martin in Wiblingen sowie St. Martinus in Erbach herzlichen Dank für ihre entgegenkommende Gastfreundschaft.

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kulturabteilung der Stadt Ulm